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Toggle5 Strategien für die Rekrutierung von Channel-Partnern, die wirklich Umsatz bringen
TL;DR: Die meisten Partnerprogramme scheitern nicht an zu wenigen, sondern an den falschen Partnern. Dieser Artikel zeigt fünf bewährte, aber oft übersehene Strategien, mit denen ihr gezielt umsatzstarke Vertriebspartner gewinnt – speziell zugeschnitten auf den DACH-Markt.
Channel-Partner rekrutieren: Warum mehr Partner nicht mehr Umsatz bedeuten
Wie lassen sich Channel-Partner rekrutieren, die wirklich Umsatz generieren? Diese Frage stellen sich viele B2B-Unternehmen im DACH-Raum. Sie investieren Ressourcen in den Aufbau ihres Partnerprogramms. Die Liste der Vertriebspartner wächst stetig. Doch der erhoffte Umsatzschub bleibt aus. Stattdessen verwalten Sie eine lange Liste inaktiver Partner, die Ihre Ressourcen binden, ohne etwas zur Wertschöpfung beizutragen.
Dieses Phänomen ist im DACH-Raum besonders ausgeprägt: Mittelständische Unternehmen tendieren dazu, Partnerverträge aus Höflichkeit oder strategischer Vorsicht zu unterzeichnen – ohne klare Aktivierungsstrategie. Das Ergebnis? Die klassische 80/20-Regel: 20% Ihrer Partner generieren 80% des Channel-Umsatzes. Tatsächlich ist es oft auch ein 90/10-Verhältnis.
Die gute Nachricht: Es geht auch anders. Diese fünf Strategien helfen euch, von Anfang an die richtigen Partner zu gewinnen.
1. Hört auf, die "Top-Partner" eurer Wettbewerber abzuwerben
Die konventionelle Weisheit
Identifiziert die erfolgreichsten Partner eurer Konkurrenz und rekrutiert diese für Ihr Programm. Sie kennen den Markt bereits und bringen bewährte Vertriebserfahrung mit.
Die Realität im DACH-Markt
Diese Strategie ist nicht nur ineffizient – sie ist oft kontraproduktiv. Erfolgreiche Systemhäuser und VAR-Partner im DACH-Raum pflegen langfristige, vertrauensbasierte Beziehungen zu ihren Herstellern. Die Loyalität ist hier deutlich ausgeprägter als in angelsächsischen Märkten.
💡 Studien zeigen, dass in den meisten Channel-Programmen nur 5-10% der Partner den Großteil des Umsatzes generieren – und diese Top-Performer sind in der Regel stark an ihre bestehenden Hersteller gebunden.
Die bessere Strategie
Sucht Partner mit Portfolio-Lücken, die euer Produkt perfekt ergänzen. Ein Systemhaus, das Cloud-Infrastruktur verkauft, aber keine Security-Lösung im Portfolio hat, ist ein idealer Kandidat für euren Security-SaaS – nicht der Partner, der bereits drei konkurrierende Lösungen führt.
Praxistipp für DACH: Nutzt beispielsweise Fachmedien wie ChannelPartner.de o.ä., Systemhaus-Netzwerke, Branchenveranstaltungen und Messen, Online-Netzwerke oder den Cloud-Verband EuroCloud Deutschland, um Partner mit komplementärem Portfolio zu identifizieren.
2. Behandelt eure Partner-Rekrutierung wie die Besetzung einer Schlüsselposition
Der übliche Fehler
Partnerprogramme behandeln die Aufnahme neuer Partner als administrativen Vorgang: Vertrag unterschreiben, Zugangsdaten verschicken, fertig. Volumen geht vor Qualität.
Der professionelle Ansatz
Ihr würdet nie einen Key Account Manager einstellen, ohne den Lebenslauf zu prüfen, Interviews zu führen und ggfs. Referenzen einzuholen, richtig? Aus welchem Grund vernachlässigt ihr diese Schritte dann bei Partnern, die euch und eure Marke repräsentieren?
💡 „Nichts ist wichtiger für den Erfolg, als die richtigen Leute ins Team zu holen.“¹ —Jack Welch, ehem. CEO General Electric
So setzt ihr es um
Entwickelt einen strukturierten Auswahlprozess:
- Screening-Phase: Quantitative Bewertung anhand eures Ideal Partner Profiles (IPP) – siehe Punkt 3
- Interview-Phase: Persönliches Gespräch mit Entscheidungsträgern beim Partner
- Referenz-Check: Sprecht mit bestehenden Herstellern des Partners
- Gegenseitiger Fit: Gebt dem potenziellen Partner die Möglichkeit, euch zu bewerten
Kritische Fragen im Partner-Interview:
- Welche 3 Produkte generieren aktuell Ihren Hauptumsatz?
- Wie groß ist Ihr Vertriebsteam, das für neue Lösungen verfügbar ist?
- Welche Branchen/Segmente bedienen Sie primär?
- Wie schnell war Ihr „Time to First Deal“ bei Ihrem letzten neuen Anbieter?
Besonderheit in DACH: Deutsche Mittelständler erwarten eine gründliche, dokumentierte Due Diligence – auch umgekehrt. Nehmt euch die Zeit. Oberflächlichkeit wird als unprofessionell wahrgenommen und erschwert die spätere Zusammenarbeit.
3. Definiert euer Ideal Partner Profile für morgen, nicht für gestern
Die herkömmliche Vorgehensweise
Ihr analysiert eure aktuell erfolgreichsten Partner und sucht nach ähnlichen Kandidaten.
Warum das zu kurz greift
Euer IPP basiert auf Vergangenheitsdaten und spiegelt euer heutiges Geschäftsmodell wider. Aber was ist, wenn sich eure Strategie ändert? Um gezielt Channel-Partner zu rekrutieren, müsst ihr zunächst definieren, wie euer idealer Partner aussieht.
Beispiel aus der Praxis: Ein Software-Hersteller wechselt von einmaligen Lizenzkäufen (Perpetual License) zu einem SaaS Abonnement-Modell (Subscription). Die bisherigen Top-Partner – spezialisiert auf große Einmaldeals mit langen Verkaufszyklen – sind plötzlich nicht mehr ideal. Für das neue Modell braucht ihr Partner mit Managed-Services-Kompetenz, die verstehen, was monatlicher Recurring Revenue bedeutet.
Der zukunftsorientierte Ansatz
So erstellt ihr ein IPP in drei Schritten:
Schritt 1: Analysiert eure Strategie für die nächsten 18-24 Monate
- In welche Märkte/Branchen expandiert ihr?
- Welche Produkt-Roadmap-Änderungen sind geplant?
- Wie entwickelt sich euer Pricing-Modell?
Schritt 2: Definiert die erforderlichen Partner-Attribute
Erstellt eine gewichtete Scorecard mit Kriterien wie:
- Technische Kompetenz: Zertifizierungen, technisches Personal
- Vertikale Expertise: Branchenfokus passend zu Ihrer Zielgruppe
- Geografische Abdeckung: Lokal, regional, DACH-weit?
- Geschäftsmodell-Fit: Transaktional vs. Beratung vs. Managed Services
- Finanzielle Stabilität: Bonität, Größe (Umsatz/Mitarbeiter)
Schritt 3: Quantifiziert diese Attribute
Vergebt Punkte (z.B. 1-10) und gewichtet die Kategorien nach Relevanz. Ein Partner muss mindestens 70% der möglichen Punktzahl erreichen, um sich für ein Onboarding zu qualifizieren.
IPP-Beispiel für SaaS-Anbieter im DACH-Markt:
4. Fokussiert euch auf Qualität statt Quantität – vermeidet den "Long-Tail"
Die Scheinmetrik
Viele Unternehmen messen den Erfolg ihres Partnerprogramms an der Anzahl registrierter Partner. 150 Partner klingt beeindruckender als 15 – oder?
Die unbequeme Wahrheit
Der „Long-Tail“ im Channel beschreibt die große Mehrheit inaktiver Partner, die Ressourcen verbrauchen, ohne Wert zu schaffen. Sie belasten euer Partner-Management, erhalten Zugriff auf Deal-Registration-Systeme und Marketing-Materialien, bringen aber keinen einzigen Abschluss.
Realität in DACH-Partnerprogrammen:
- 60-80% der Partner: 0 Deals im Jahr
- 15-20% der Partner: 1-5 Deals im Jahr
- 5-10% der Partner: >10 Deals im Jahr und 80% des Channel-Umsatzes
Die Alternative: Strategische Selektion
„Die zentrale Frage: Möchtet ihr lieber 10 hochaktive Partner, die kontinuierlich Deals abschließen, oder 100 Partner in eurer Datenbank, von denen 90 inaktiv sind?“
Ein fokussiertes Programm bedeutet:
- Intensiveres Enablement für weniger Partner
- Höhere Margen/Incentives für aktive Partner
- Persönlicher Support statt Self-Service-Portal
- Exklusivität als Wettbewerbsvorteil
DACH-Vorteil: Deutsche Mittelständler schätzen exklusive Partnerschaften. Ein „wir arbeiten mit maximal 20 Premium-Partnern“ ist attraktiver als „jeder kann Partner werden“.
Praxistipp: Definiert klare Aktivierungsziele für neue Partner (z.B. „erster Deal innerhalb von 90 Tagen“) und trennt euch konsequent von dauerhaft inaktiven Partnern.
5. Startet Partnerschaften mit "Crawl", nicht mit "Run"
Die typische Erwartung
Nach Vertragsunterzeichnung sollen Partner sofort mit dem aktiven Verkauf beginnen. Schließlich sind alle vertraglichen Details geklärt – warum also warten?
Warum das regelmäßig scheitert
Partner brauchen Zeit, um Vertrauen aufzubauen, eure Lösung zu verstehen und erste Erfahrungen zu sammeln. Direkter Druck führt zu Frustration auf beiden Seiten.
Die „Crawl-Walk-Run“-Methodik
Diese bewährte Vorgehensweise baut Momentum schrittweise auf:
DACH-Besonderheit: Die „Crawl“-Phase ist im DACH-Raum besonders wichtig. Persönliche Beziehungen und Vertrauen haben hier höhere Priorität als im US-Markt. Investiert diese Zeit – sie zahlt sich langfristig aus.
Praxistipp: Dokumentiert Meilensteine für jede Phase in einem Partner Success Plan mit klaren KPIs (z.B. Anzahl gemeinsamer Marketing-Aktivitäten, generierte Leads, Time to First Deal).
Diese fünf Strategien bilden das Fundament für erfolgreiche Partner-Rekrutierung im DACH-Markt. Doch wie setzen die leistungsstärksten Unternehmen sie konkret um? Ein Blick auf die Best Practices zeigt: Der Unterschied liegt nicht in einzelnen Taktiken, sondern in einer systematischen, datengetriebenen Herangehensweise.
Erfolgreich Channel-Partner rekrutieren: Best Practices
DACH-Besonderheit: Die „Crawl“-Phase ist im DACH-Raum besonders wichtig. Persönliche Beziehungen und Vertrauen haben hier höhere Priorität als im US-Markt. Investiert die Zeit – sie zahlt sich langfristig aus.
Praxistipp: Dokumentiert Meilensteine für jede Phase in einem Partner Success Plan mit klaren KPIs (z.B. Anzahl gemeinsamer Marketing-Aktivitäten, generierte Leads, Time to First Deal).
Diese fünf Strategien bilden das Fundament für erfolgreiche Partner-Rekrutierung im DACH-Markt. Doch wie setzen die leistungsstärksten Unternehmen sie konkret um? Ein Blick auf die Best Practices zeigt: Der Unterschied liegt nicht in einzelnen Taktiken, sondern in einer systematischen, datengetriebenen Herangehensweise.
Der Unterschied zwischen Durchschnitt und Exzellenz: Wie Top-Unternehmen Partner gewinnen
Erfolgreiche Unternehmen, die systematisch Channel-Partner rekrutieren, folgen bewährten Prinzipien. Die besten Partnerprogramme im DACH-Raum haben eines gemeinsam: Sie behandeln Partner-Rekrutierung nicht als isolierte Marketing-Aktion, sondern als integrierte Wachstumsstrategie mit klaren Prozessen, messbaren Ergebnissen und kontinuierlicher Optimierung.
Die acht Erfolgsprinzipien führender Partnerprogramme:
1. Präzision vor Geschwindigkeit: Das durchdachte Ideal Partner Profile
Während viele Unternehmen ihr IPP in einer einstündigen Brainstorming-Session erstellen, investieren erfolgreiche Programme Wochen in die Entwicklung. Sie hinterfragen nicht nur „Wer könnte passen?“, sondern „Wer wird in 18 Monaten noch passen, wenn sich unser Produktportfolio weiterentwickelt hat?“
Konkret bedeutet das: Mapping der Tech-Stack-Komponenten eurer Lösung gegen die Portfolio-Gaps potenzieller Partner. Analyse der Zielkundensegmente: Welche Partner bedienen bereits die Unternehmen, die ihr erreichen wollt? Identifikation komplementärer (nicht konkurrierender) Lösungen im Partner-Portfolio.
DACH-Realität: Im deutschen Mittelstand spielt Branchenspezialisierung eine überproportionale Rolle. Ein IPP ohne vertikale Komponente greift zu oft kurz. Berücksichtigt beispielsweise branchenspezifische Anforderungen wie TISAX für Automotive oder KRITIS-Kompetenz für kritische Infrastrukturen.
2. Lernen von den Besten: Systematische Partner-Profiling
Die erfolgreichsten 10-20% eurer Partner sind keine Zufallstreffer. Sie zeigen ein Muster – wenn ihr genau hinschaut. Führende Unternehmen analysieren ihre Top-Performer nicht nur nach Umsatz, sondern nach einem 360-Grad-Profil.
Was analysiert werden sollte (Beispiele):
- Geografischer Footprint: Wo sind sie stark vertreten?
- Service-Mix: Welches Verhältnis von Produktverkauf zu Services haben sie?
- Kundenstruktur: Bedienen sie eher Großkunden oder KMU?
- Go-to-Market: Wie akquirieren sie Neukunden?
- Team-Setup: Wie viele Vertriebsmitarbeiter haben sie pro Mio. Umsatz?
💡 Praxis-Tipp für den DACH-Markt: Führt quartalsweise strukturierte Interviews mit euren Top-3-Partnern. Fragt nicht nur nach Zahlen, sondern nach ihrer strategischen Ausrichtung, Herausforderungen und Marktbeobachtungen. Diese Insights sind Gold wert für euer IPP.
3. Marktintelligenz statt Bauchgefühl: Datenbasierte Opportunity-Analyse
Viele Partnerprogramme rekrutieren reaktiv: Ein interessanter Partner meldet sich, man prüft oberflächlich und nimmt ihn auf. Erfolgreiche Programme drehen diesen Prozess um. Sie kartieren proaktiv den gesamten adressierbaren Partnermarkt.
Methodischer Ansatz: Segmentiert den Markt nach Regionen, Branchen und Partner-Typen. Identifiziert weiße Flecken: Wo habt ihr keine oder zu wenig Partner-Coverage? Analysiert Wettbewerber-Partner: Nicht zum Abwerben, sondern um Marktlücken zu erkennen.
DACH-Spezifikum: Der DACH-Raum ist kein homogener Markt. Österreich und die Schweiz haben eigene Partner-Ökosysteme mit begrenzter Überlappung zu Deutschland. Plant eure Coverage entsprechend – ein „DACH-Partner“ existiert selten in der Realität.
4. Qualifikation vor Quantität: Der harte Auswahlprozess
Der größte Fehler in der Partner-Rekrutierung: Jeden aufzunehmen, der sich bewirbt. Top-Programme haben Ablehnungsquoten von 60-80% – und das ist gut so. Nicht jeder potenzielle Partner ist ein guter Partner.
Was geprüft wird: Finanzielle Stabilität und Wachstumskurs (nicht nur aktuelle Größe). Technische Kompetenz und Zertifizierungsbereitschaft. Kultureller Fit: Passen Werte und Arbeitsweise zusammen? Realistische Commitment-Level: Was kann und will der Partner wirklich investieren?
✓ Beispiel aus der Praxis: Ein Cloud-Infrastructure-Anbieter lehnt systematisch Partner ab, die mehr als fünf konkurrierende Lösungen führen – unabhängig von deren Größe. Begründung: Die Wahrscheinlichkeit echter Fokussierung ist zu gering. Diese Disziplin zahlt sich aus: 40% höhere Produktivität pro Partner.
5. Verborgene Schätze heben: Long-Tail-Reaktivierung mit System
In vielen Partnerdatenbanken schlummert ungenutztes Potenzial. Partner, die sich einmal registriert haben, dann aber nie aktiviert wurden – oft aus trivialen Gründen: falsches Timing, fehlende Unterstützung oder einfach untergegangen im Tagesgeschäft.
Systematische Reaktivierung bedeutet: Bewertet eure inaktiven Partner nach IPP-Kriterien neu. Identifiziert die Top-20% mit dem höchstem Potenzial. Entwickelt personalisierte Reaktivierungs-Kampagnen (keine Massen-E-Mails). Bietet Quick-Start-Pakete: Einfache, schnelle erste Erfolge.
⚡ Quick Win für sofort: Filtert alle Partner, die seit >12 Monaten inaktiv sind, aber mindestens drei eurer fünf IPP-Kern-Kriterien erfüllen. Ruft sie persönlich an (kein E-Mail!). Fragt: „Was hat damals nicht funktioniert? Was müsste sich ändern?“ Die Erfolgsquote dieser direkten Ansprache liegt bei 25-35%.
6. Always-on-Recruiting: Digitale Sichtbarkeit statt Event-Abhängigkeit
Konferenzen und Channel-Events haben ihre Berechtigung. Aber auf 3-4 Events pro Jahr zu warten, um Partner zu rekrutieren, ist ineffizient. Moderne Partner-Rekrutierung läuft kontinuierlich über digitale Kanäle.
Digitale Recruiting-Strategie: Partner-zentrierter Content: Blogposts, Webinare, Case Studies aus Partnersicht. LinkedIn-Präsenz: Regelmäßige Updates zu Partner-Erfolgen und Programm-News. Targeted Outreach: Account-Based-Marketing für Wunsch-Partner. Community-Building: Private LinkedIn-Gruppen oder Slack-Channels für Partner.
💡 DACH-Kanal-Mix: LinkedIn dominiert die B2B-Partner-Kommunikation mit einer 70%+ Reichweite. XING ist noch relevant für regionale Partner (besonders in Süddeutschland) und ältere Zielgruppen. YouTube wird unterschätzt: Tutorial-Content und Webinar-Aufzeichnungen generieren Inbound-Interesse von Partnern.
7. Personalisierung im größeren Maßstab: Intelligente Partner-Ansprache
Der Widerspruch moderner Partner-Rekrutierung: Einerseits braucht ihr Personalisierung, andererseits könnt ihr nicht jeden der 200 Target-Partner manuell kontaktieren. Die Lösung liegt in einer intelligenten Automatisierung, die persönlich wirkt.
Hyper-personalisierte Ansprache erstellen: Informiert euch gründlich über den Partner (Website, LinkedIn, Kunden-Cases). Identifiziert konkrete Anknüpfungspunkte zu eurem Angebot. Referenziert spezifische Partner-Erfolge oder Branchen-Challenges. Macht ein klares, wertbasiertes Angebot (nicht „wir suchen Partner“).
❌ Negativ-Beispiel: „Sehr geehrtes Team, wir möchten Sie gerne als Partner gewinnen. Hier sind unsere Konditionen…“
✓ Positiv-Beispiel: „Herr Müller, ich sehe, Sie haben kürzlich [Kunde X] bei der digitalen Transformation begleitet. Unsere Plattform würde Ihr bestehendes [Produkt Y]-Angebot perfekt ergänzen, besonders für Fertigungsunternehmen mit ähnlichen Anforderungen. Drei unserer Partner generieren damit durchschnittlich 180k€ zusätzlichen Jahresumsatz…“
8. Messbarkeit von Tag 1: Das Partner-Recruiting-Dashboard
Was nicht gemessen wird, wird nicht verbessert. Erfolgreiche Programme verfolgen die Partner-Rekrutierung mit der gleichen Disziplin wie eine Sales-Pipelines. Entscheidend sind Frühindikatoren – nicht nur Endresultate.
Kritische Metriken im Überblick:
- Funnel-Metriken: Angesprochene Partner → Gespräche → Verträge → Aktivierungen
- Time-to-Value: Tage bis zur ersten gemeinsamen Marketing-Aktivität (Target: <30 Tage)
- Time-to-Revenue: Tage bis zum ersten Deal (DACH-Benchmark: 90-120 Tage)
- Aktivierungsrate: % der Partner mit min. 1 Deal in den ersten 6 Monaten
- Partner-Source: Woher kommen die produktivsten Partner?
💡 Dashboard-Setup: Nutzt euer CRM (besser: PRM) oder ein einfaches Google Sheet. Trackt wöchentlich, nicht monatlich – Partner-Momentum geht schnell verloren. Definiert „Red Flags“: Was sind Warnsignale für eine stagnierende Partner-Rekrutierung? Teilt das Dashboard mit eurem Leadership-Team: Transparenz schafft Priorität.
Diese acht Prinzipien unterscheiden strategische von opportunistischen Partnerprogrammen. Die gute Nachricht: Ihr müsst nicht alles sofort umsetzen. Beginnt mit den Quick Wins – IPP-Definition, Top-Partner-Analyse, Long-Tail-Reaktivierung – und baut dann systematisch aus.
🎯 Der Lackmustest: Könnt ihr für jeden Partner in eurem Programm innerhalb von 60 Sekunden erklären, warum genau dieser Partner ideal für euch ist? Wenn nein, habt ihr ein Rekrutierungsproblem, kein Aktivierungsproblem.
Die zentrale Frage bleibt: Baut ihr gerade gezielt ein hochperformantes Partner-Team auf – oder sammelt ihr Namen in einer Datenbank?
Fazit: erstellt keine (Partner-)Liste, sondern arbeitet daran, ein Team zu etablieren
Channel-Partner rekrutieren ist kein Zahlenspiel. Es ist ein strategischer, disziplinierter Prozess, der auf Qualität, Zukunftsfähigkeit und echte Zusammenarbeit setzt.
Die zentralen Erkenntnisse:
✅ Sucht Partner mit Portfolio-Lücken, nicht die Top-Performer eurer Wettbewerber
✅ Wendet die gleiche Sorgfalt an wie bei Key-Hires – mit einem strukturiertem Auswahlprozess
✅ Definiert euer IPP für eure zukünftige Strategie, nicht für Ihre heutige
✅ Fokussiert euch auf wenige, hochqualifizierte Partner statt auf Masse
✅ Baut Partnerschaften schrittweise auf mit der Crawl-Walk-Run-Methodik
Die entscheidende Frage
Schaut euch euer aktuelles Partnerprogramm an: Habt ihr ein Team von Vertriebspartnern, die aktiv zu eurem Erfolg beitragen – oder verwaltet ihr nur eine lange Liste von Namen in eurer CRM-Datenbank?
Wenn ihr zur zweiten Kategorie gehört, ist jetzt der richtige Zeitpunkt, die Rekrutierungsstrategie grundlegend zu überdenken. Die richtigen Partner zu gewinnen, erfordert Zeit und Disziplin – aber es ist die einzige Strategie, die langfristig zu profitablem Channel-Wachstum führt.
Wie viele Channel-Partner sollte ich idealerweise haben?
Es gibt keine magische Zahl, aber die Faustregel lautet: So viele, wie ihr mit hochwertigem Support versorgen können. Für kleine Teams (1-2 Partner Manager) sind 10-15 aktive Premium-Partner realistischer als 100+ Partner mit minimaler Betreuung.
Was ist der größte Fehler bei der Partner-Rekrutierung?
Zu glauben, dass die Rekrutierung das Schwierigste ist. In Wahrheit scheitern die meisten Partnerschaften nicht an falscher Auswahl, sondern an mangelndem Enablement und fehlender Aktivierung nach der Vertragsunterzeichnung.
Wie lange dauert es, bis ein neuer Partner den ersten Deal abschließt?
Im DACH-Markt solltet ihr mit 60-120 Tagen rechnen, abhängig von der Komplexität eurer Lösung und der Länge des Verkaufszyklus. Setzt klare Erwartungen und unterstützt sie aktiv beim „First Deal“.
Was mache ich mit inaktiven Bestandspartnern?
Definiert klare Aktivitätsschwellen (z.B. mindestens 2 Deals oder 10 qualifizierte Leads pro Jahr). Partner, die diese nicht erfüllen, sollten in ein „Community-Programm“ mit Self-Service-Zugang verschoben werden – ohne aktive Betreuung durch euer Team.
Sind exklusive Partnerschaften sinnvoll?
Im DACH-Mittelstand oft ja – mit klaren Bedingungen. Geografische oder vertikale Exklusivität kann starke Partner motivieren und deren Investitionsbereitschaft erhöhen. Achtet aber auf messbare Mindestabnahmeverpflichtungen, um Opportunitätskosten zu vermeiden.
Quellen:
¹ Welch, J., & Welch, S. (2005). Winning. HarperBusiness
